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(Stand: 24.11.24, Adresse: http://www.grammiweb.de/informativ/praxis/phrasen.shtml)

 

Anwendung von Text in Onlineprojekten

Das Hilfsmittel Text

Wohl jeder Surfer kennt sie, die Grundsätze zur textlichen Gestaltung, die anscheinend in irgendeinem Lehrbuch zur Homepageerstellung verankert wurden und um deren Umsetzung sich viele Webmaster beherzt kümmern. Phrasen wie "Herzlich Willkommen auf meiner Homepage" oder "Du bist der ... Besucher" (in Verbindung mit Countern) begrüßen einen, ruft man die Homepage auf.

Im Text finden sich solch literarische Perlen wie "Das find´ ich ja toll, dass Du mich besuchst" oder "Hey, es ist jetzt ... Uhr, und Du surfst schon/noch?" (in Verbindung mit Java-Scripts). Hypen wie "Die wirklich tollste Seite im Internet" und "Net´s Nr. 1" versuchen, dem Leser die Selbsteinschätzung des Autoren zu vermitteln. Meist jedoch entwickelt sich im Besucher ein ganz anderer Eindruck: Nette Amateurseite, wirklich schöner Versuch.

"Na, Du"

Der Onlinenutzer ist meist schon volljährig, sein Recht auf eine formelle Ansprache ist also gegeben. Geduzt werden will er vielleicht im Freundeskreis, wenn er ein Lokal besucht oder sich im Imbiss an der Ecke beim ausländischen Gastwirt ein Gyros bestellt. Jedes ungefragte "Du"tzen führt in seinen Augen zu einem Verlust an Seriosität, er mag es ja auch nicht, wenn er in der Bank mit den Worten "Na, Du! Wie geht´s Dir? Du bist übrigens im Soll!" begrüßt wird. Er ist erwachsen, und so will er auch behandelt werden.

Willkommen - Na und?

Auch lassen sich Surfer nicht von noch so nett gemeinten "Herzlich Willkommen"- oder "Toll, dass Du da bist"-Phrasen beeindrucken. Der Onliner weiß, dass es dem Ersteller der Seiten vollkommen egal ist, ob nun er oder ein anderer auf diese Homepage zugreift. Hauptsache, irgendwer kommt. Und solange irgendwer kommt, egal wer, sind diese Begrüßungen nicht ernst gemeint. Für den Surfer ist es nur wichtig, dass er die gesuchten Informationen schnellstmöglich auf der Homepage findet. Nötigenfalls sogar, ohne begrüßt zu werden.

Jetzt aber ab ins Bett!

Kein eigenständig denkender Mensch wird gerne bevormundet. Und doch versuchen viele Webmaster - bewusst oder unbewusst - eben dies. Sie schreiben ihm vor, mit welcher Bildschirmauflösung er zu surfen hat, welchen Browser er gefälligst verwenden soll, welche PlugIns er installieren muss und - viele Webmaster halten es für den guten Ton - sie zeigen ihm, dass es eigentlich schon viel zu spät ist, um jetzt noch zu surfen.

Das ist natürlich nicht beabsichtigt, aber wer kann sich nicht davon freisprechen, dass er vielleicht, nach einem langen Arbeitstag, einem Abend mit der Partnerin oder dem Partner, kurz vor Mitternacht, wenn er endlich die Gelegenheit hat, dem Internet seine Aufwartung zu machen, bei Begrüßungen wie "Es ist jetzt ... Uhr. Du surfst noch?" oder "So spät hatte ich nicht mehr mit Dir gerechnet", darüber nachdenkt, ob es nicht wirklich schon zu spät ist und ob das Bett jetzt nicht doch die bessere Alternative wäre, gerade, wenn dieses nicht leer ist? Würden solche Bemerkungen von Portalen wie Altavista oder Yahoo! herunterprangen, würden leicht beeinflussbare Menschen wahrscheinlich immer nur eine Minute Online sein, bevor sie wieder ins Bett gehen (Hups, da war ein Fehler im JavaScript).

Rächte Schreibung ist wichtig!

Doch selbst die Vermeidung dieser Überflüssigkeiten garantiert noch lange nicht den Erfolg einer Internetseite. Präsentiert sich eine Firma mit den Worten "Bei unz können Sie billig kaufen" oder "Sie sint da? Schön!", ist es mit der Seriosität Essig. Denn auch die tollsten Produkte, das beste Layout und der stimmigste Auftritt ist dahin, wenn die Texte von Übersetzerprogrammen erstellt scheinen oder der Autor der deutschen Sprache leider nicht mächtig ist. Sicher, Rechtschreibfehler kommen vor, auch Grammiweb.de ist sicher nicht frei davon, man tippt zu hastig, man denkt kurz an etwas anderes, und - schwupp - sind sie da. Doch kann man diese Fehler vermeiden, indem man Texte Korrektur liest. Wenn diese dann immer noch nach dem Aufsatz eines Drittklässlers klingen, der mit schwerer Magen-/Darmgrippe bei 41 Grad Fieber etwas aus den Fingern saugen soll, sollte man über einen Onlineauftritt mit eigenen Texten lieber noch einmal nachdenken.

Man kann mit Text alles machen

Warum ist Vielen noch nicht aufgefallen, dass man mit Text so einiges erreichen kann? Man kann Meinungen bilden, die eigenen Gedanken erläutern, von etwas überzeugen, komplizierteste Sachverhalte vereinfacht erläutern und vieles mehr. Firmen können durch geschickte Wortwahl zum Kauf des beworbenen Produkts bewegen. Spannung kann erzeugt werden, Interesse und Neugierde. Ganze Kriege werden geführt, nur weil ein Mensch Worte wohl platzieren kann. Man kann mit Worten unterhalten, den Besucher vielleicht sogar durch den geschickten Einsatz von Worten dazu bewegen, wiederzukommen. Wann werden diese Vorteile des Hilfsmittels Text wohl zu allen Webmastern vorgedrungen sein?

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