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(Stand: 22.12.24, Adresse: http://www.grammiweb.de/informativ/kritik/schrott.shtml)

 

Webschrott

Dass das Internet durch seine Aktualität und durch Multimedia erst zu dem wurde, was es heute ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Kein anderes Medium zeichnet sich durch ein solch hohes Maß an Interaktivität und multimediale Fähigkeiten aus. Doch dieser Vorteil des Internets wird allzu oft auch zu einem Nachteil, da viele Homepageersteller mit den ihnen gegebenen Möglichkeiten nicht zurechtkommen.

Immer mehr Webmaster glauben, ihre Homepages mit zusätzlichen Features wie Javamenüs im Explorer-Design, riesigen ImageMaps, Titelbildern, PlugIn-gestützten Komponenten und vielem anderen ausstatten zu müssen, wobei der Großteil den Anschein erweckt, den Besuchern seiner Homepage nur alle technischen Möglichkeiten des Webdesigns aufzeigen zu wollen.

Falsch verstandene Kundenwerbung

Meist werden solche AddOns nicht verwendet, weil es die Materie verlangt, dem Besucher also nur auf diesem Wege Informationen gegeben werden können, sondern nur, um Besucher mehr oder weniger zu beeindrucken. Auf einer Firmenhomepage, deren Betreiber mögliche Kunden durch ausgetüftelte Designideen und Animationen vom Angebot überzeugen wollen, ist dies ja noch begrenzt gutzuheißen. Warum aber müssen Websites, deren einzige Aufgabe die Weitergabe von Informationen ist, die Besucher mit inhaltlichen Leistungen überzeugen sollten, plötzlich auf Hingucker zurückgreifen, die vom Surfer verlangen, dass dieser sich entweder einen speziellen Browser oder aber, in dem Großteil aller Fälle, verschiedene PlugIns besorgen muss, damit das Onlineangebot betrachtet werden kann? Der Besucher will meist nur von den inhaltliche Informationen der Homepages profitieren, die er besucht. Welcher Surfer wird schon auf das (relativ eintönige) Angebot eines Anbieters zurückgreifen, weil dieser doch seine Homepage so schön gestaltet hat, wenn ein anderer ausführlichere Daten mit direktem Zugriff, ohne Spielereien und ohne den Ärger, sich vieler Fehlermeldungen unterziehen zu müssen oder zusätzliche Programme besorgen zu müssen, anbietet?

Quo Vadis?

Viele Homepages können inzwischen von einem nicht geringen Teil der potentiellen Besucher nicht mehr gesehen werden, da aktivierte Java-Funktionen des Browsers genauso vorausgesetzt werden wie installierte PlugIns. Immerhin hat der Ersteller der Seiten diese Optionen ja ebenfalls, deswegen kann man das auch von jedem anderen Surfer verlangen, scheinen viele zu denken. Leider aber schalten viele Onlinenutzer die Java-Option ihres Browsers ab, um Sicherheitslücken zu minimieren, verzichten bewusst auf die Anzeige von Grafiken, um wertvolle Onlinezeit zu sparen, sind einfach nicht in den Genuss der automatischen Installation des Macromedia Flash 4 oder ähnlichem gekommen (wobei die Leistung dieser PlugIn's hiermit nicht geschmälert werden soll) oder benutzen, aus welchen Gründen auch immer, ältere oder exotischere Browser, bei denen die Funktionen der aktuellen Java Releases noch nicht implementiert wurden.

Rechner mit eingebauter Kaffeemaschine

Auch geschieht es immer häufiger, dass Webmaster ihre künstlerische Ader entdecken und deren Werke mittels grafischer Gimmicks und bombastischer ImageMaps verzieren wollen. Bis zu einem gewissen Maße spricht sicher nichts dagegen, lockern Grafiken doch allzu öden Text auf oder geben praktische, begleitende Beispiele. Jedoch sollte jeder Homepageersteller stets vor Augen haben, dass alle seine Besucher seinen Heimvorteil nicht teilen können: Sie haben nicht die Möglichkeit, die Homepage auf ihrem eigenen Rechner gespeichert zu betrachten, wobei die Übertragungsgeschwindigkeiten von der Festplatte und dem Bussystem abhängig sind, sondern müssen sich die Daten mühsam, teilweise mit Modems unterhalb einer Transfergeschwindigkeit von 28.8 Baud, durch den Flaschenhals "Datenhighway" auf ihren Rechner holen. Wenn die Surfer auf eine Homepage gelangen, deren Startseite allein durch das Navigationsmenü bereits 100 Kilobyte misst, werden sie wahrscheinlich nach anderen Möglichkeiten suchen, die Informationen, die sie sich von dieser Seite erhofft hatten, zu beschaffen. Ein Rechner mit eingebauter Kaffeemaschine, die die nötigen Wartezeiten wenigstens halbwegs erträglich machen könnte, ist leider noch nicht erhältlich.

Fazit

Bei der Erstellung seiner Internetseiten sollte jeder Webmaster Nutzen und Kosten gegenüberstellen. Der größte Teil der multimedialen Fähigkeiten des Internets erfordert längere Zeiten der nutzlosen Ladezeiten, seien es nun Grafiken, Videos, Hintergrundsounds oder PlugIns, und jeder Besucher hat während dieser Wartezeit die Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob es nicht noch Alternativen zu dem Angebot, welches besucht werden soll, gibt. Hierbei gelten sicherlich unterschiedliche Maßstäbe für die individuellen Webprojekte: Ein Fotograf oder ein Designstudio muss eher auf beeindruckende Grafiken zurückgreifen als beispielsweise ein Linkverzeichnis oder eine wissenschaftliche Abhandlung. Erfolgreich sein können Homepages erst, wenn Besucher ohne zu zögern (vielleicht wollen sie zu lange Ladezeiten vermeiden) auf diese Seiten zugreifen.

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