(Stand: 22.12.24, Adresse: http://www.grammiweb.de/informativ/kolumne/kolumne14.shtml)
Bitte keine Werbung einwerfen
Als ich kürzlich in der Zeitung las, dass immer mehr und mehr Firmen zur Onlinewerbung übergehen, da habe ich schon meine ruhigen, besonnenen Sonnabend-Nachmittage wanken sehen: Keine bunten Werbeprospekte, keine netten jungen Damen, die mit engelsgleicher Mimik die neuesten Leckereien anpreisen, keine megapopeligen Werbeflyer, die das Computerangebot wie Emmentaler an der Käsetheke verkünden, keine massakrierten Tierkadaver mehr, die dann als Frikadelle enden sollen - all dies sollte vorbei sein? Alles nur noch per unpersönlichem Banner auf Webseiten stattfinden? Wie tief ist diese Welt gesunken?
Womit soll denn dann beim nächsten Umzug die Glasterrine eingepackt werden? Mit einem Monitor? Oder mit Mousepads? Oder soll ich mir Werbebanner ausdrucken? Wovon sollen die Altpapierverwerter leben? Von alten Telefonrechnungen? Was soll ich mir bei der nächsten Restaurierung über die Kopf stülpen? Hat schon mal jemand versucht, aus einem Mousepad einen Hut zu basteln? Und wie soll ich dem Nachbarn die Werbung aus der Zeitung klauen? Ist es das? Wollen die Herren Werbegötter, dass ein Stück abendländischer Kultur verloren geht? Arme moderne Welt...
Erleichterung verspürte ich erst, als ich schweren Mutes mein Onlinepostfach leerte. Das ist zwar nicht das Gleiche, aber wenigstens erhält man da auch Werbung, die man eigentlich gar nicht braucht. Dank tausender Formulare, die meine Frau während ihrer Surfstunden auf der Jagd nach Kostenlosem ausgefüllt hat, stapeln sich da die meist unansehnlichen und recht inhaltlosen Werbebotschaften, sammelt sich allerlei Lesestoff, und besonders lustig ist, dass sie auch noch täglich mit Mails unbekannter Herkunft konfrontiert wird, die dann meist Programme mit den verheißungsvollen Namen "mynudewife" oder "nakedpam" auf den heimischen Rechner bringen. Das bedeutet kostenlose Selbstbestätigung, denn immerhin weiß ich nun, dass die Investition in ein Antiviren-Programm gerechtfertigt war. Meine Angetraute indes versichert, dass sie niemals derlei elektronischen Datenmüll bestellt hat - nun ja... Allzu viel Kostenloses ist allerdings bislang noch nicht bei uns eingetrudelt.
Meinem Computer habe ich inzwischen den Aufkleber "Keine Werbung einwerfen!" verpasst - ohne Erfolg. Ständig werden sinnlose Aneinanderreihungen von Bits und Bytes versandt, dabei sehen die Firmen leider nicht, dass ihnen diese Werbung nur eines bringt: Unzufriedene Besucher, die dem Hauch von Unseriosität nicht zu entkommen vermögen.
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